Am Weltfrauentag
Seit Jahren ist hier wieder Neues zu lesen. Doch es fällt mir schwer zu berichten. Zwar bewegt sich die Außenwelt tagtäglich und das natürlich weiter nicht zum Besten für die Menschheit, aber mein Leben tritt auf der Stelle und es passiert zu wenig, über das zu schreiben wäre. Ich arbeite seit Juni 2022 bei der Österreichischen Post. Das ist zum einen in Ordnung, zum anderen viel Routine und Alltag. Ich transportiere Briefe und Pakete zu Firmen im Bezirk Wels-Land. Das war’s. Ich höre dabei Musik aus dem Radio mit wechselnden Sendern, rauche und telefoniere manchmal. Ich muss neben der richtigen Zuordnung der Sendungen auf die Wartung des Busses achten, aber das war’s dann wirklich. Wenn ich nicht arbeite, treffe ich mich, wenn´s passt, mit meinen Freunden nach deren Dienstschluss in der Bude, lese endlich wieder mehr oder nutze das iPhone, um mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben. Mir gefällt diese Routine, sie bringt endlich die lange gesuchte Ruhe und Gleichmäßigkeit in mein Leben.
Andererseits hatte ich – und habe ich noch – gerade zwei Wochen Urlaub und war eine Woche davon bei einer Freundin in Vorarlberg. Hinreise und Rückreise per Zug. Und es war wie früher, endlich wieder unterwegs sein und auch vor Ort im Ländle alleine für sich Neues entdecken. Ich spürte, da ist abseits der Routine noch der Drang, rauszukommen, auszubrechen, zu lesen und zu schreiben und zu leben. All das unabhängig und frei.
Das schönste und weiteste sind die Gespräche mit meinen Freunden. Die Themen verändern sich, aber es bleibt fröhlich und ungemein angenehm. Wir reden über unsere Kinder und die Gefahren und Herausforderungen, die auf sie warten. Über medizinische Fragen und Wehwehchen, Vorsorgeuntersuchungen und welcher Arzt empfohlen werden kann. Wenn es geht, bitte ein Kassenarzt. Wir reden über Sport und Literatur, und lachen noch immer laut gemeinsam.
Zukünftige Pandemien, Putin, Hamas, Klima, Trump, Antisemitismus, Hass im Netz und auf der Straße: zu fürchten vor der Zukunft gibt es vieles. Ich habe mich zurückgezogen ins Biedermeier und warte ab, was kommt. Laut schreien bringt nichts, zu verändern ist nur im Kleinen: in der Nachbarschaft, in der Verwandtschaft, am Arbeitsplatz. Im Freundeskreis ist sowieso alles klar. Was gut ist, diese kleine Blase hält dicht. Um sie herum tobt ohnedies der Sturm.
Aber für mich steht fest: ich muss wieder mehr raus, aus der Komfortzone und Abenteuer in der Ferne erleben. Am liebsten mit dem Zug. Und in Europa. Da gibt’s genug.
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