Freundschaft!
Als Teenager habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich war der Meinung, es müsste so sein und das gehe jedem so, wenn man jung ist. Heute, 25 Jahre später, verstehe ich, was Freundschaft bedeutet. Sie ist ein unverzichtbarer Begleiter bis zum Tod. Und dabei verlässlicher als vieles, was uns im Leben begegnet. Die Geschichte eines Glücksfalls.
Im Nachhinein betrachtet war es wahrscheinlich kein Zufall, dass sich unsere Wege nie trennten. Wir haben einfach zu viele Gemeinsamkeiten: Humor, Sport, kritisches Denken und Toleranz. Der Alkohol hat auch nicht geschadet. Und wir hatten zu viele gemeinsame Erlebnisse, die Stück für Stück ein authentisches Bild eines besonderen Menschen zusammengefügt haben, den man mag, manchmal braucht und mit dem man gerne Zeit verbringt. Bis heute. Und ich habe nicht den Eindruck, dass dieses Bedürfnis weniger wird.
Zusammengeschweißt hat uns die gemeinsame Schulzeit. Dort entwickelte sich eine Beziehung, die bis heute hält und die ich damals nicht als das erkannt habe, was sie in Wahrheit ist: ein Glücksfall. Viele Freundschaften entstehen im Laufe des Lebens, enden auch wieder nach dem Abschluss einer Phase oder man wird einander fremd durch unterschiedliche Bewertungen des Erlebten. Das ist mir glücklicherweise mit meinem engsten Freundeskreis nicht passiert.
Im Gegenteil: über die Jahre sind diese Menschen nicht abgestumpft, verhärtet oder eindimensionaler geworden, obwohl die Ansprüche an sie alle logischerweise seit der Schulzeit gewachsen sind. Sie haben sich ihren Humor und ihre Menschlichkeit, ihre Fröhlichkeit und Herzenswärme erhalten, wenn nicht ausgebaut. Sie wurden zu Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten, mit eigenen Meinungen und der Fähigkeit zur Reflexion.
Als Basis für diese Freundschaft kann heute nicht mehr ausschließlich die gemeinsame Jugendzeit herhalten. Wir waren offenbar bereit, über Jahrzehnte miteinander mitzuwachsen und einander zuzuhören, wenn gesprochen, getrunken und gelacht wurde. Und wir haben uns zugestanden, Fehler zu machen und persönliche Eigenheiten zu akzeptieren. Im Rückblick verstehe ich, dass es diese Offenheit gegenüber Fehlern des Anderen ist, die Menschen einander näher bringt.
Wenn wir uns heute treffen, bleibt für jeden, so habe ich manchmal das Gefühl, die Zeit stehen und wir kosten den Augenblick voll aus, weil wir verstanden haben, was wir aneinander haben. Diese Menschen werden uns durchs Leben begleiten, als loyale und kritische Weggefährten. Und wenn wir uns auch noch gemeinsam vor Lachen schütteln, bleibt ein weiterer Mosaikstein in diesem großartigen Freundschaftsbild für immer haften.
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